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Wiedersehen

Wiedersehen

Werden die verschiedenen Kinder sich noch an mich erinnern? Welche Erzieher sind noch geblieben? Welche ausschlaggebenden Veränderungen hat es gegeben? Wie gut ist noch mein Rumänisch?

 

Lange blieb in mir der Wunsch, nach dem plötzlichen unvorhersehbaren Ende meines sozialen Jahres in Rumänien 2019-2020, mein Projekt erneut zu besuchen. Während mein 4.Semester im Grundschullehramtsstudium endlich durchgehen präsent in der Universität verlief, verstärkte sich mein Plan, in meinen Sommersemesterferien nach Rumänien zurückzukehren. Mein Plan war es, für einen Monat in dem damaligen rumänischen Kinderheim auszuhelfen und danach Rumänien zu bereisen. Nachdem ich die Zusage von Concordia, der Hilfsorganisation meines sozialen Jahres, erhalten habe, packte ich die wichtigsten Reisesachen zusammen und stieg am 20.08.22 abends in den Direktbus von München nach Bukarest.

 

Während der langen Busfahrt stiegen in mir sowohl Aufregungen als auch Gespanntheit auf das Kommende auf. Nachdem der Bus die ungarisch-rumänische Grenze passierte, stieg meine Vorfreude, als ich bekannte Landschaften und Orte sah. Am 21.08.22 erreichte der Bus abends endlich die Hauptstadt Bukarest, wo ich für eine Nacht im Concordia-Hauptzentrum blieb. Dort angekommen, begrüßten mich direkt einige Jugendliche herzlich und freuten sich sehr über mein Besuch. Unter diesen war ein Jugendlicher, der während meines sozialen Jahres in meinem Wohnort eine Bäckerlehre absolvierte. Dieser Jugendliche erkannte mich sofort und freute sich besonders über meine Wiederkehr. Ich konnte mich recht gut mit den Jugendlichen auf Rumänisch unterhalten und bekam Lob für mein Sprachlevel, was mich sehr motivierte und erfreute.

 

Nach einem erholsamen Schlaf holte mich ein Concordia-Fahrer morgens in Bukarest ab und wir fuhren nach Ploiești. Nachdem ich 2020 das Kinderheim sowie das Land schlagartig verlassen musste, zogen die Kinder und die Erzieher vom Casa Austria in das zentral gelegene Jugendheim Casa Eva um. Das Casa Austria wurde zu einem Tageszentrum umgebaut, damit das bestehende Tageszentrum Casa Cristina dort einziehen kann. Somit brachte mich der Fahrer zum Casa Eva, wo mich direkt zwei Kolleginnen aus dem damaligen Casa Austria herzlich umarmten und willkommen hießen. Sie freuten sich sehr über meine Wiederkehr. Da die Schüler bis zum 05.09.22 Sommerferien in Rumänien haben, war es zu dem Zeitpunkt im Jugendheim noch sehr ruhig.

 

Im Casa Eva leben aktuell 7 Jungs und 6 Mädchen im Alter von 14 bis 19 Jahre. Von den 11 Kindern damals im Casa Austria zogen 8 Kinder in das Casa Eva um. Die restlichen 3 Kinder verließen das Casa Austria und kehrten in ihre Familien zurück. Ein älteres Mädchen gründete in der Zwischenzeit ihre eigene Familie. Das Casa Eva ist ein dreistöckiges Haus mit einem geräumigen Keller. Im ersten Stock wohnen die Jungs und im zweiten Stock wohnen die Mädchen. Die beiden Stockwerke sind ebenfalls mit Erzieherzimmern ausgestattet, wo die Kolleginnen organisieren und wichtige Dinge besprechen. Jeder Stock besitzt Gruppenschlafzimmer, ein Gemeinschaftsbad und eine große offenstehende Küche. Im dritten Stock befindet sich der Freizeitraum, der mit Computern, Brettspielen und vielen Büchern ausgestattet ist. Ein kleiner Hof umgibt das Casa Eva. Ich übernachte im beistehenden Psychologenzimmer.

 

Als so langsam einige Jugendliche wach wurden, begrüßten mich sowohl alte als auch neue neugierige Gesichter herzlich. Ein Junge, mit dem ich im Casa Austria sehr viel Zeit verbracht habe, freute sich riesig über mein Besuch und ich sah sein funkeln in den Augen. Viele Jugendliche fragten mich, wie lange ich hier bleiben werde. Am Nachmittag bereiteten ein paar Jugendliche und ich ein neues Schlafzimmer für sie vor und wir strichen die Wände neu in Weiß. Die Tage darauf half ich im Haushalt mit, unterhielt mich mit den neuen und alten Jugendlichen viel und ging mit ein paar Jugendlichen in einen nahegelegenen Park Fußball spielen. Das Gefühl, wieder Teil einer großen Familie zu sein, erfüllte mich sehr und ließ die lange Pause in Deutschland vergessen.

 

Über das Wochenende fuhr ich mit dem Zug nach Bukarest in das Concordia-Hauptzentrum zurück und begegnete dort sowohl den wohnenden Jugendlichen als auch vielen geflüchteten ukrainischen Familien. Ich spielte dort mit den ukrainischen Kinder, half bei der Aufräum- und Putzzeit mit, besichtigte in der Innenstadt Sehenswürdigkeiten und verbrachte ein Tag in der großen Therme von Bukarest.

 

Ich bin sehr gespannt, was auf mich die kommenden drei Wochen als Freiwilliger zukommt und genieße die Zeit mit den Jugendlichen sowie Erziehern sehr. Die Entscheidung, trotz anhaltender Corona-Situation und den grausame Krieg in der Ukraine, nach Rumänien zurückzukehren, war die richtige. Vieles ist gleichgeblieben, jedoch hat sich auch einiges verändert, nicht zuletzt der große Umzug für die Jugendlichen. Die Dankbarkeit für die kleinen Dinge, die große Gastfreundschaft und der Stolz auf die eigene Kultur und das Land, hat mich direkt wieder gepackt. Das Erleben sowie die Bewusstheit einer anderen Mentalität und Nationalität schätze ich sehr wert.

 

Im nächsten Blogbeitrag werde ich euch wieder ein Update geben und über meine Reisepläne berichten. Bleibt gespannt!

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