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Das Weihnachtsfest in Rumänien

Das Weihnachtsfest in Rumänien 

Gemäß dem orthodoxen Glauben findet, für die meisten Rumänen, das Weihnachtsfest jedes Jahr am 6. Januar statt. In Wirklichkeit beginnt das Fest am 24. Dezember, wie fast überall. Für die Rumänen ist es das wichtigste Fest im Jahr, verbunden mit zahlreichen Bräuchen und Vorbereitungen. 

 

Insgesamt dauert das Weihnachtsfest drei Tage an. Am Tag des heiligen Abends stehen die Türen und Tore der Häuser, den (singenden) Kindern, offen. Diese Kinder gehen von Haus zu Haus, singen hauptsächlichen traditionelle rumänische Lieder, sagen aber auch Gedichte auf und wünschen den Menschen alles Gute. Mit den Liedern überbringen die Kinder die fröhliche Nachricht, dass Jesus geboren wurde. Als Dank erhalten die  Kinder oft kleine Gaben, wie Süßigkeiten, Obst, Pfefferkuchen, Cozonac oder Covrigii, die rumänische Brezel.  

In allen Häusern befindet sich ein großer, von den Kindern verzierter, Weihnachtsbaum. Unter dem Weihnachtsbaum liegen die Geschenke, so wie in Deutschland auch. Jedoch werden diese Geschenke oftmals erst am 25. Dezember geöffnet. Die ersten kleinen Geschenke erhalten die Kinder am Nikolaustag, dem 06. Dezember. Sie stellen am Vorabend ihre geputzten Schuhe an die Haustür und warten auf süße Geschenke. Waren die Kinder unartig, steckt der Nikolaus ihnen eine Apfelbaum Rute in den Schuh. Man kann jedoch die Rute ins Wasser stellen und bis zum Weihnachtsfest abwarten, falls diese zu blühen beginnt, vergibt Nikolaus dem Kind.  

 

Das Weihnachtsessen ist ebenso ein Fest für sich. Orthodoxe Menschen fasten 40 Tage vor Heiligabend, um sich auf die Geburt Christi vorzubereiten. Sie verzichten hierbei, unter anderem, auf Eier und Fleisch. Am 24. Dezember gibt es ein großes Festmahl. Als Vorspeise isst man traditionell verschiedene Wurstarten mit sauren Beilagen. Kohlrouladen mit Polenta sind ebenso typisch als Vorspeise. Danach folgt der Hauptgang, der zumeist aus Schweine-, Gans- oder Putenfleisch besteht. Die Erwachsenen trinken dazu Wein und einen hausgemachten Schnaps, die Kinder hingegen trinken Saft. Zum Nachtisch gibt es zahlreiche Gebäcke, Kuchen und Torten. Üblich dafür sind der Cozonac, ein spezieller Hefezopf, oder Gogosi, rumänische Donuts. Am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag werden Freunde, Nachbarn und Verwandte besucht. Gemeinsam wird gegessen, gesungen, Geschichten erzählt und viel Zeit miteinander verbracht. 

 

Die Zeit bis zum Weihnachtsfest und die entsprechenden Vorbereitungen in meinem Projekt waren sehr interessant. Ich würde behaupten fast jeden 2.Tag bekamen wir Besuch von verschiedensten „Spendern“. Die Spender waren beispielsweise eine Schulklasse, Privatpersonen aus der Stadt, die Polizei, eine Studentengruppe aus einer Universität oder langjährige Bekannte. Diese brachten die unterschiedlichsten Geschenke für die Kinder, wie beispielsweise Kleidung, viel Süßigkeiten, Hygieneartikel und Kuscheltiere. Am 20. Dezember, dem letzten offiziellen Schultag vor Ferienbeginn, gab es dann die großen Geschenke. Die Kinder erhielten einen Tischkicker, Gesellschaftsspiele, Bastelsachen für die Mädchen, sowie verschiedene Sportbälle.  

 

Alle Geschenke wurden in Windeseile ausgepackt, verteilt und teils verzehrt, was für mich sehr ungewöhnlich war. Das lag wahrscheinlich daran, dass die Hälfte der Kinder in meinem Projekt, Weihnachten mit ihrer Familie verbrachten und somit nicht gewartet werden konnte. Die Dekoration und der Weihnachtsbaum in meinem Projekt waren sehr aufwendig hergerichtet. Ab dem 2. Advent stand ein großer, künstlicher, von den Kinder geschmückter Weihnachtsbaum, im Eingangsraum. 

 

Ich selbst verbrachte Heilig Abend in Bukarest mit den wenigen Freiwilligen, die nicht zu ihren Familien über Weihnachten und Silvester nach Deutschland oder Österreich zurückkehrten. Es war trotzdem eine zur Ruhe kommende, stressfreie, schöne Zeit. 

 

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und ich möchte mir erst einmal einen Monat Pause nehmen von den folgenden Beiträgen. Ein frohes, voll von Vorsätzen befülltes, gesundes, neues Jahr wünsche ich euch allen sowie einen guten Rutsch. Wir sehen uns wieder am 26.01.2020!  

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Kommentare: 1
  • #1

    Richard (Sonntag, 05 Januar 2020 10:28)

    Lieber Tobias,
    vielen Dank für Deine interessanten Beiträge. Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und Spaß bei Deiner Arbeit mit den Kindern und alles Gute für 2020.
    Richard ist